Donnerstag, 12. September 2013

Eine kleine Runde mit dem Auto drehen

Auf der Suche nach einer Autovermietung in der Stadt fragen wir in der Touristeninfo in Vancouver nach. Die unwissende Dame verweist uns dann aber aufs Internet, weil wir dort sicher eine Autovermietung finden werden. Als wir persönlich bei einem im Internet gefundenen AVIS Schalter in Downtown vorbeigehen und nach einem günstigen Auto nachfragen, werden wir etwas von oben herab bedient und mit einem viel zu teurem Auto abgespiesen. Wir sagen danke und buchen übers Internet ein Fr. 300 günstigeres Auto. 

Einige Tage später beginnen dann unsere fahrradfreien Ferien. Wir geniessen das Cruisen aus der Stadt, in den Rocky Mountains. Wir haben uns einige Ziele entlang auf dem Weg gesteckt. Unser Hauptziel ist jedoch die Ranch, auf welcher Janina momentan arbeitet. Und dort kommen wir auch nach einigen Pässen, 3 Tagen und rund 1400 km Autofahrt an.

Wir geniessen die Zeit mit Janina, helfen beim Putzen der Cabins, hagen neue Gebiet ein und helfen Kühe ‘einzutreiben’. Wir kochen gemeinsam und plaudern viel und lang. Ginny und Randy, die Chefs der Ranch sozusagen, erweisen sich als äusserst gemütliche Persönlichkeiten. Wir sitzen abends oft gemeinsam am Tisch, Essen und Witzeln bis in alle Nacht hinein. Höhepunkt ist sicherlich der 2 stündige Ausritt in die Praerie. Es ist vermutlich das erste Mal, dass ein Pferd mehr oder weniger das macht, was ich will und es fühlt sich gut an - auch wenn der Hintern nach 2 Stunden leicht schmerzt.

Auch wenn uns Ginny und Randy sofort adoptieren wollen, müssen wir weiter. Wir haben das Auto nur einige Tage gemietet und wollen noch Freunde einer Freundin von Yolanda auf einer Ranch besuchen. Die Ranch von Kathleen und Bob liegt wunderbar abseits vom Verkehr in der Nähe von Kamloops. Hier wurde der Film “Unfinished life” mit Robert Redford, Jennifer Lopez und Morgan Freeman gedreht. Es ist witzig zuzuhören, welche Geschichten Kathleen über JeLo, Robert und Morgan zu erzählen weiss. Wir dürfen bei ihnen im Haus übernachten, erhalten ein grosszügiges Essen (Lachs und Krabben) und ein Dessert im Kreise der Familie und deshalb sind wir froh, können wir uns am nächsten Tag etwas behilflich zeigen. Wir demontieren Wasserleitungen, die auf den riesigen Feldern liegen und vor dem Mähen jeweils entfernt werden müssen. Auf unsere Frage wie gross die Ranch sei, meint Kathleen nur “riesig”. Sie weiss die genaue Fläche nicht, aber sie meint etwas von mehreren tausend Acres. 

An unserem letzten Abend mit Auto überrascht uns ein heftiger Regen auf einem kurzen Spaziergang und wir kommen klitschnass zum Zelt zurück. Wir beschliessen die nassen Kleider im Auto irgendwie zum Trocknen aufzuhängen. Als es eindunkelt schlage ich Yolanda vor, das Auto und die Klimaanlage nur kurz zu starten um die Feuchtigkeit aus dem Auto zu bringen. Ich lehne mich also ins Auto, drehe den Schlüssel um den Motor zu starten und schliesse die Türe um im selben Moment zu bemerken, dass sämtliche Türen verschlossen sind. Yolanda und ich sehen uns mit grossen, sehr grossen Augen an, versuchen noch irgendwie eine Türe zu öffnen, jedoch ohne Erfolg. Der Schlüssel steckt im Auto, all unser Hab und Gut ebenfalls, auch die Nummer für die extra abgeschlossene Road-Safety-Versicherung, der Motor läuft und auf dem Zeltplatz wird es langsam aber sicher Nacht. Wir fragen uns von Zelt zu Zelt durch, bis uns jemand helfen kann. Nach einigen Telefonaten und Erklärungen und einer Stunde Wartens trifft dann eine Abschleppfirma ein, die in der Lage ist, die Türe zu öffnen

Wir wollen Bären sehen und deshalb fahren wir über Lilooet nach Whistler. Vor 4 Jahren, als wir das letzte Mal hier waren, wimmelte es nur so von Bären, angezogen von den tausenden von Lachsen im Fluss. Dieses Mal ist der Fluss noch leer, wir sehen nur vereinzelt Lachse, die konkurrenzlos hochschwimmen - aber leider keine Bären. Wir sind etwas enttäuscht und fahren nach Squamish, wo wir Bob von Vancouver Island besuchen wollen. Vor Squamisch biegen wir ins Paradies Valley ein um dort am Fluss mittagzuessen. Als wir die kleine Böschung hochlaufen und der Blick auf das Wasser frei wird, sehen wir dutzende - nein hunderte - Lachse im Wasser. Etwas weiter flussaufwärts sehen wir einen kleinen Bach einmünden und erkennen schon aus der Ferne das sprudelnde Wasser. Entgegen einigen Verbotsschildern machen wir uns auf den Weg zum Bach und stehen schon bald an diesem seichten Gewässer, welches mit hunderten von kämpfenden Lachsen gefüllt ist. Jeder Lachs der sich hier hochquält, verendet auf dem Weg oder etwas später am Ziel. Dementsprechend riecht es auch schon bereits. Es ist bewundernd zu sehen, mit welchem Drang die Fische ihr Ziel zu erreichen versuchen. Auch wenn wir keine Bären gesehen haben, so war diese Lachswanderung dennoch sehr eindrücklich

Eindrücklich ist auch Bob’s Zuhause, welches er seit Jahrzehnten am Renovieren ist. Er steckt sein Vermögen aus seinen Geschäften in sein Schloss um es später verkaufen zu können. Alles ist einmalig, speziell und handgearbeitet. Er zeigt uns sein Heim und wir staunen. Die Führung endet auf dem runden, mittelalterlich wirkenden Turm von wo aus man sein Eigentum überblicken kann. Dazu gehören auch kleine Bäche, die dieses Jahr zum ersten Mal um diese Jahreszeit mit Lachsen gefüllt sind. Bob erklärt uns, dass die Natur nicht alle Lachse an ihren Geburtsort zurueckwandern lässt. Rund 10% der Lachse erhalten ein anderes Ziel der Wanderung vorgegeben. Somit sichert die Natur den Fortbestand der Lachse, auch bei Krankheiten oder Gewässerverschmutzungen oder anderen unvorhersehbaren Dingen. Cool, nicht wahr?

Wir geben das Auto zurück, viel zu spaet, aber das merkt niemand. Und auch unsere Rechnung vom Türöffnen wird anstandlos beglichen. Wir geniessen noch einige Tage in Vancouver. Holen unsere Fahrräder wieder zurück und bereiten uns auf 4 Tage Zugfahren vor. 

Noch einmal im Thomas Haas 

Ausblick auf die Lions Gate Bridge

Der Fahrer

die Navigatorin ;-)

einmal anders unterwegs sein

wieder einmal auf einer Fähre 

hat mich erwischt - der grösste Truck der Welt. 

Arbeit am Morgen - Pferde eintreiben

gemuetliches Zusammensein - Ginny, Randy, Janina und ich

Cowboy - na ja, her nicht.

Aus diesem Stall kommen gerade Paul Newman and Morgan Freeman

Bob und Kathleen
 

auf dem Weg nach Whistler

und das auch.

in Whistler

mit Bob auf dem Turm

Bobs bescheidenes Haus ;-)
Lachswanderung

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