Mittwoch, 19. Juni 2013

... und manchmal einfach nur schoen!

Der Grenzübertritt in die USA dauerte erheblich länger als die gerade eben geschehene Faehrfahrt über den St. Claire River. Wir beide dachten, kein Problem, wir sind ja schon in die USA eingereist und haben ja noch einen bis zum Juli gültigen Datumsstempel, also nehmen die das dort sicher nicht so ernst. Da waren wir und die Zollbeamten nicht ganz gleicher Meinung. Nach einigen Verständigungsschwierigkeiten am Anfang, ausgefüllten Formularen, Fotos und genommenen Fingerabdruecken, wünschten uns die Zollbeamten dann doch noch gute Fahrt in den USA und wir reisten mit neuem, bis zum September gütlichen Datumsstempel im Pass ein. Wir haben dort auch erfahren, dass wir Nordamerika nicht zwingend verlassen müssen um erneut in die USA einreisen zu können. Wir werden immer intelligenter.


Wir übernachten fast immer auf Zeltplätzen und zum ersten Mal auch auf einem zum selber Registrieren. In schönster Natur, tief im Wald versunken, lag dieser Platz zum Zelten. Ich als Städter verbinde den Wald hier in Amerika sofort mit wilden Tieren, insbesondere mit Bären. Dennoch konnte nirgends ein Hinweis gefunden werden, dass man besondere Vorsichtsmassnahmen ergreifen sollte. Also haben wir sämtliche Packtaschen im Vorzelt gelagert. Kaum legte sich die Nacht über den Wald stoppten sämtliche Laute - ausser dem weit entfernten Schnarchen des Nachbarn-Campers, war es totenstill. Doch manchmal hörte ich ganz deutlich leises Schnaufen, das Brechen von Ästen in der Ferne oder leises Rascheln von Laub das lauter wurde. Ob eingebildet oder nicht spielte meinem Körper keine Rolle, denn dieser wollte wachbleiben, die ganze lange lange Nacht und sich bewachen.


Wir erleben auf diesem Reiseabschnitt immer wieder die Freundlichkeit der Amerikaner. Noch auf dem Zeltplatz in Sombra haben uns am Morgen zwei Camper Judy und Don zum Kaffee eingeladen und uns anschliessend noch Beagels mit frischen Erdbeeren als Fruehstueck zum Zelt gebracht und noch mit Wasser versorgt. In Manitowoc durften wir unser Zelt zu einer Gruppe RV’s des Vereins ‘Good Sams’ hinstellen. Doch es war lange nicht klar, ob und wo und ob überhaupt wir zelten dürfen. Doch Arth, den wir am Eingang getroffen haben, hat sich für uns eingesetzt und schon bald wusste der ganze Platz von den beiden Schweizer Fahrradfahrern und jeder wollte sie sehen und mit ihnen ein paar Worte wechseln. Arth und seine Frau Judy haben uns dann am Abend noch Cookies mitgebracht und schon vorsorglich nachgefragt wie es bei uns dann jeweils mit Morgenessen aussähe. Am nächsten Morgen, wir hatten schon unsere Sachen zusammengepackt und waren gerade mit dem Fruehstueck fertig, kam dann Judy nochmals vorbei und lud uns zum Fruehstueck ein. Sie schwärmte von Perkins (einer Restaurantkette), wie gut dort die Waffeln und Pancackes seien, dass wir einfach nicht nein sagen konnten. Und schon kurze Zeit speater genossen wir unser 2. Morgenessen mit Waffeln, Speck unf Ei. Und weil man in diesem Restaurant 6 Muffins zum Preis von 3 erhält, fuhren wir auch schon bald darauf mit unseren Fahrrädern und 4 zusätzlichen Muffins los. Aber vorher mussten wir noch unbedingt den RV einer ehemaligen Deutschen begutachten, die uns dafür mit Wasser ausstattete.

Wir hatten die beiden beladenen Fahrrädern vor Heidis Taverne stehen sehen. Yolanda wollte unbedingt sehen, wem diese Fahrräder gehörten. Wir stoppten, begutachteten die saubere Bepackung und gesellten uns wenige Augenblicke später zu Sarah und Kyle an den Tisch. Sie sind ein junggebliebenes Pärchen aus Virginia, die seit ihrer Pensionierung vor 7 Jahren jedes Jahr eine längere Fahrradtour unternehmen. Sie fahren, wie wir auch, nach Westen und auch nach Fargo, wo sich spätestens unsere Wege trennen werden. Und so radeln wir seit einigen Tagen, jeder in seinem Tempo und in seinem Tagesrhythmus die mehr oder weniger gleiche Strecke. Wir überqueren gemeinsam den Lake Michigan während einer 4 stuendigen Faehrfahrt und staunen über die Groesse des Sees. Manchmal begegnen wir uns auf der Route der Adventure Cycling Association und wechseln einige Worte bevor jeder wieder in seinem Rhythmus weiterfährt. Am Abend übernachten wir, mehr oder weniger, am selben Ort, manchmal essen wir gemeinsam zu Abend oder Fruehstuecken vor dem losfahren. 

PS: Obschon die beiden etwas aelter sind als wir, haben sie die letzten beiden Tagesetappen von je ca. 120 km leichter verdaut als wir.

Zum Schluss des Berichtes noch etwas Fahrradtechnisches... auch bei Yolandas Fahrrad bricht nun ‘endlich’ die erste Speiche und den provisorischen Umwerfer haben wir auswechseln lassen.

Auf der Faehre

Leuchtturm in Ludington

Badger - die Faehre ueber den Lake Michigan

Rinderfarm - mit Hundehaeuschen fuer Rinder

Aelpermaccaronen und Tomatenmozarellasalat

11'000 km

Biketrail in der Naehe von Eagle River

Mittwoch, 5. Juni 2013

Es darf auch einmal schwieriger sein...

Die Wochen seit meinem letzten Blogeintrag, waren nicht immer sehr einfache oder geniesserische. Zu viele Widrigkeiten haben sich uns gleichzeitig oder abwechslungsweise in den Weg gelegt. Das Wetter spielte nur teilweise mit oder bzw. verrückt. Kurz vor Rochester sanken die Temperaturen um mehr als 15 C in einer Nacht auf unter 10 C, es Nieselte (mein Lieblingsregen) am Morgen bei der Abfahrt sodass wir bereits mit Regenmontur und fröstelnd losfuhren - warm wurde es den ganzen Tag nicht. Doch die Temperaturen erholten sich in den nächsten Tagen wieder und stiegen langsam an. Doch sobald die Temperaturen wieder angenehm hoch waren, kündigten sich am Abend Gewitter an. Was bedeutete, dass wir manchmal klitschnass bei einem Campingplatz ankamen, ab und zu unser Abendessen im Zelt zubereiten mussten, die Nacht nur maessig gut schlafen konnten und am Morgen abwarten wollten, bis der Regen aufhört. Und der Wind weht uns tatsächlich aus Westen entgegen. Was in so manchen Reiseführern steht ist nun seit gut 3 Wochen Realität. Wir strampeln wieder einmal gegen den unterschiedlich Starken Wind an. Das Wetter diktiert uns ein wenig den Rhythmus unserer Reise.

Bei Yolandas Ständer brach vor einer Woche eine Schraube und steckte noch teilweise im Gewinde fest. Ich ersetzte die Schraube, die ich sich noch rausdrehen lies, mit einer durchgehenden Schraube und sicherte diese mit einer Mutter. Ach ja, und bei mir ist nachdem ich einen platten Reifen ersetzen musste einen halben Tag später die erste Speiche am Hinterrad gebrochen. Ja die erste, denn einen Tag nachdem ich diese ersetzen lies, ist mir die gleiche wieder gebrochen. Und nachdem wir dann nach einigen gefahrenen Kilometern den ersten Mechaniker ansteuerten, musste dieser mir ein ganz neues Hinterrad verkaufen, denn die Felge am diesem alten war stark gerissen. Nicht nur das Hinterrad wollte er mir erneuern, sondern auch noch gleich meine und Yolandas Kette und die hinteren Kränze. Gesagt, getan... Nach 2.5 Stunden Arbeit waren unsere Fahrräder wieder einsatzbereit und wir um stattliche $400 ärmer. Am folgenden Morgen jedoch kam die Ernüchterung. Yolandas Schaltung war nicht richtig eingestellt, sodass die Kette auf den Kränzen einfach nicht ruhig lief. Auch bei mir hüpft die neue Kette auf dem fordern mittleren alten Kranz (denn neue Kette und alter Kranz passen nicht mehr zusammen), sodass ich diesen zur Zeit nicht gebrauche kann. Plötzlich in einer Steigung im nirgendwo Sprang Yolandas Kette böse auf und es schepperte traurig in ihren Gängen. Sie stieg von ihrem Fahrrad ab und verkündete, dass es weder vorwärts noch rueckwaerts ginge. Kein Wunder, denn der hintere Umwerfer steckt gebrochen in den Speichen ihres Hinterrades fest. Ein Kettenglied hatte sich gelöst und im Umwerfer verfangen und diesen in die Speichen gerissen. Fernab der Zivilisation lies ich meiner Unzufriedenheit Raum und verfluchte jeden noch so guten und auch preiswerten Fahrradmechaniker lautstark. Nur, eine halbe Stunde später sassen Yolanda und ich bei eben einem ganz netten Mechaniker der sich unserer Misere an nahm (so gut er eben konnte, er war dafür ehrlich mit uns - und nicht aufs Geld aus). Wir sind nun etwas schmalbruestig unterwegs, Yolanda kann die kleinsten Gänge nicht gebrauchen und ich den fordern Mittleren Kranz, aber wir kommen voran. Aber nicht nur unsere Fahrräder lösen sich irgendwie langsam auf; auch meine Fahrradhandschuhe haben so grosse Löcher, dass man die Handschuhe schon fast nicht mehr erkennt, meine Liegematte hat sich eines Abends am Kopfende dick aufgebläht, dafür lag mein Hintern auf dem harten Untergrund und aus unserem Kocher stieg zwischenzeitlich nur noch dicker Rauch auf.  

Dabei hat unsere Reise auch immer noch sehr schöne Seiten. Wir bestaunten die Niagarafälle, die Groesse des Lake Erie, beantworten auch immer wieder gerne die gleichen Fragen interessierter Passanten und haben unseren 10’000. Kilometer gefahren. Mit Nicolas trafen wir einen Fernradler von Montreal auf dem Weg an die Westkueste und genossen ein gemeinsames Abendessen (Spargeln und Kartoffeln) und Jim lud uns zu sich nach Hause ein, zu einem feinen und grosszuegigen Abendessen. Er beschenkte uns zudem mit T-Shirts, Porrige und Fertiggerichten. 

Heute haben wir frei und geniessen die Sonne in Sombra, kurz vor der Amerikanischen Grenze. Unsere erste Woche Kanada, keine einfache Woche, nimmt hier morgen ihr Ende.



Meine Fahrradhandschuhe 

Zeltplatz am Hafen

So faehrt sich gut Fahrrad

Meine Liegematte mit ungewollter Kopfverstaerkung

Yolanda und ich an den Niagarafaellen

Kochtopf Niagarafaelle