Mittwoch, 20. November 2013

Die letzten Tage unterwegs

Die Fahrt auf dem Greenway, dem Fahrradweg bis nach Florida, geniessen wir. Wir treffen immer vermehrt interessierte Leute, die uns nach dem wohin und woher ausfragen. Wir verfahren uns nur sehr selten und der Strassennamen-Spickzettel, den wir jeweils am Abend zuvor vom Computer abschreiben, hilft uns sehr! So gelangen wir immer wieder auf gute Trails, oder Nebenstrassen, die durch ruhige und schöne Quartiere führen. Leider haben wir so ganz ohne Detailkarte oft keine Ahnung, wo wir genau stecken und müssen und dann ganz und gar auf unseren Spick verlassen. Die Probleme eine Übernachtung zu finden sind vergessen. Wir buchen frühzeitig online, so erhalten wir die besten Zimmerpreise. 

In Salem, in welchem vor einigen Jahrhunderten noch ‘sogenannte’ Hexen verbrannt wurden, gedenken die Leute diesen Gräueltaten, indem sie sich um die Zeit von Halloween verkleiden. Aus dem ganzen Lande reisen Leute an, um das alte Hexenhaus und den Hexenmarkt zu besuchen. Unter den verkleideten Gestallten fallen wir daher mit unseren beladenen Fahrrädern kaum auf. 


Wir dürfen bei Andrea und Bruce übernachten, selber begeisterte Fahrradfahrer und Warmshowers, die ihre Hochzeitsreise auf Fahrrädern verbracht haben - von Paris bis nach Istanbul ging die Reise. Sie berichteten unter anderem wie sich Andrea mit Fäusten auf Kühlerhauben schlagend, den Weg durch den dichten Strassenverkehr von Istanbul bahnen musste. Sie kochten eine leckere Gemüselasagne und boten uns feinen Wein an. Nach einer geruhsamen Nacht in einem wunderschönen Zimmer durften wir ein leckeres Frühstück geniessen. Bruce begleitete uns dann mit seinem Fahrrad zur Fähre von Salem nach Boston. Wir hatten uns entschieden, nicht den komplizierten Weg nach Boston mit dem Fahrrad zu nehmen sondern mit der Fähre direkt ins Zentrum von Boston zu fahren. 


Mitten in Downtown in Boston haben wir uns in der Jugendherberge einquartiert. Das Hostel bietet alles was man sich nur denken kann. Fernsehraum, Billardtisch, grosse Küche, saubere und grosse Zimmer, einen Platz für unsere Fahrräder und dies für relativ wenig Geld. So verbringen wir 3 Nächte in Bosten und kundschaften die Gegend aus. Wir haben von Andrea und Bruce erfahren, dass sich der Präsident, Barack Obama, am Mittwoch in Bosten aufhalten werde, für eine kurze Rede. Wir schlendern an diesem besagten Mittwoch so durch Downtown Boston als uns die vielen Polizisten auffallen, die verhindern sollen, dass Passanten die Strasse überqueren. Wir warten etwa 10 Minuten, bis ein Autokolonne sich den Weg durch die Stadt bahnt und der Weg wieder freigegeben wird. Wir entscheiden uns, der Autokolonne zu folgen und befinden uns schon bald in etwa 100 Meter Entfernung zum Stadthaus und gesellen uns zu einer Gruppe Passanten. Kurz darauf erkennen wir in der Ferne den Präsidenten, der noch bevor er in die schwarze Limousine einsteigt, uns zuwinkt. Wir entscheiden uns zu F
aneuil Hall zu gehen, unwissend, dass der Präsident gerade in diesen Augenblicken eine Rede zur Obamacare hält. Wir warten wieder. die Strassen sind grossräumig abgesperrt, auf den Dächern erkennen wir Schützen und die Polizeipräsenz ist immens. Nach gut einer Stunde Wartezeit, fährt der Konvoy wieder an uns vorbei, im 2. vordersten Wagen erkennen wir wieder Barack Obama. Hierbei ist zu sagen, dass wir grosses Glück gehabt haben, denn die wenigsten Amerikaner haben ihren Präsidenten live gesehen. 

An diesem Abend gewinnen zudem die Redsocks den Titel im Baseball und das in Boston - eine Sensation für die angefressenen Fans. Wir merken nicht viel davon, einige Autos hupen sich den Weg durch die Stadt, doch die grosse Party findet auch nicht in der Stadt statt sonder etwas ausserhalb beim Baseball-Stadium. 


Wir fahren ein letztes Mal unsere Fahrräder auf Amerikanischem Grund. Wir suchen uns den Weg aus der Stadt und meistern dies wie alte Hasen. Wir suchen Eddy, der an einem Farmersmarket teilnimmt und den wir vor gut 6 Monaten in Richtung Winnipeg verlassen haben. Nun sind wir wieder da und die Freude ist riesig. Wir fühlen uns, als währen wir nie weg gewesen - als währen wir zuhause angekommen. 


Es ist wie ein altes bekanntes Zuhause. Wir dürfen unser Lager im selben Zimmer aufschlagen, wir sitzen ab Abend gemütlich beieinander und erzählen, was in den letzten Monaten so alles passiert ist. Am Tag unserer Ankunft beenden Eddy und Jane die Marktsaison und alles wird auch für sie ruhiger. Wo noch vor einigen Tagen Hektik und Trubel waren, ist nun Ruhe eingekehrt. Es gibt noch viel Arbeit bevor die beiden wieder nach Florida aufbrechen werden und sich für 3 Monate im Disney World verwöhnen werden. So finden sie aber dennoch Zeit mit uns Detektivserien zu sehen, zu shoppen und am Abend für ein Essen auszugehen. Wir geniessen die Zeit in Dighton sehr. Zu unseren Ehren ruft Bob am Sonntagabend eine Tanzveranstaltung zusammen. Wir kommen nochmals in den Genuss von Contradance - wir meistern uns zwar nicht ganz so leichtfüssig wie noch vor einigen Monaten aber dennoch passabel. Dan und Carol laden uns erneut zum Essen ein. Der gleiche Bob, der zwar die Fenster in Edy’s Schlafzimmer noch nicht fertig eingebaut und die Asphalthaufen in seiner Hauszufahrt in den letzten Monaten nicht berührt hat, nimmt seinen Kite mit und wir üben uns etwas darin. Am letzen Abend Besuchen wir nochmals das Irische Pub in Falls River und horchen den Irischen Klängen der Liveband. 


Das Abschied fällt und schwer - sehr schwer. Es ist nicht nur ein Abschied von Ed und Jane sondern auch von Nordamerika und, viel gravierender, von unserer Reise. Auch wenn es sich noch nicht so anfühlt, aber wir gehen nach Hause - in die Schweiz, die wir vor ca. 16 Monaten verlassen haben. 


Der Flug geht von Boston über Dublin in die Schweiz. Im Flugzeug schlafen wir nicht - zu unruhig sind wir beide - und so landen wir todmüde in Dublin. Das erste Mal auf unserer Reise leiden wir unter dem Jetlag! Die fast 12 Stunden Aufenthalt in Dublin verbringen wir nicht in der Stadt als Touristen sondern auf dem Flughafen. Wir lesen, versuchen zu schlafen und irren ziellos in den Gängen des Flughafens umher. Das letzte Mal borden und sich in einen engen Sitz quetschen. Der Flug mit der Air Lingus ist rum- und ereignislos - kein Unterhaltungsprogramm dafür etwas kaltes zu trinken - nada! Schlechtes Wetter und die dauernde Nacht begleitet und während unseres Fluges. Nur selten erkennen wir Lichter auf dem fernen Erdboden. Erst wenige Minuten vor der Landung durchbricht das Flugzeug die Wolkendecke und wir erblicken die fremd wirkenden Lichterpunkte. Zürich, fragen wir uns, oder vielleicht doch erst Freiburg in Deutschland oder sonst irgendwo? Doch dann, kurz nach halb Neun Uhr abends berühren die Räder des Flugzeuges Schweizer Boden - und einige Minuten danach auch unsere Füsse. wir sind zurück in der Schweiz!


auf dem Greenway

Halloween in den Staaten

Hexenhaus in Salem

Wir und Andrea und Bruce

Boston von der Fähre aus 

Park in Boston

Barack Obama steigt gerade in seine Limousine ein

Ich, Eddy und Dan

Liveband - extra für uns organisiert 

Bob und ich beim Schreinern

Eddy und Jane und wir 

Kiting (Drachenfliegen)

Safe home - zuruck in der Schweiz