Freitag, 9. August 2013

Von der Prärie in die Wildnis Vancouver Islands

Wir sind soeben von 4 Tagen Wildnis, Regenwald und einsamen Stränden zurückgekehrt. Noch etwas befremdlich wirken die Laute hier im Cafe Guido, in welchem ich den Blog schreibe. Doch alles der Reihe nach...

Wir haben vor einer scheinbaren Ewigkeit Winnipeg und auch meine Eltern und Stephans Familie verlassen. Auch wenn wir die gemeinsame Zeit in Winnipeg besonders genossen haben, so haben wir uns auch auf die bevorstehende 26-stündige Zugfahrt nach Jasper gefreut. Die Fahrt führte uns von den nicht enden wollenden, gelb leuchtenden Rapsfeldern ins Herz der kanadischen Rocky Mountains. Jasper, das meist fotografierte Dorf Kanadas wird umringt von schneebedeckten Gipfeln, liegt an grünblauen Seen und ist von wilden Wäldern umzingelt. Ein willkommener Kontrast zur unendlichen Prärie der letzten Wochen.
Wir zelten auf dem Wistler Campground, rund 4 Kilometer weg von Jasper und obschon der Zeltplatz riesig ist, so bleibt der Eindruck des Urtümlichen bestehen. Wir wandern, fahren Fahrrad und geniessen das tolle Wetter an den Stränden der nahe liegenden Seen.
Leider gelingt es uns jedoch nicht, einige Tage mit Kanus auf dem Maligne See unterwegs zu sein und deswegen verschieben wir unsere Zugweiterreise nach Prince George um einige Tage vor. Obwohl Prince George überhaupt kein Highlight von BC ist, verbringen wir 2 Tage dort - und gehen endlich wieder einmal ins Kino!!
Wir wollen von hier aus mit dem Fahrrad an die Westküste nach Prince Rupert fahren - 700 km Yellow Head Highway. Doch wir kommen nicht in Fahrt. Die Hügel kosten uns viel Kraft und die stark befahrene Strasse nagt an den Nerven. Zudem liegen die Dörfer bzw. Einkaufsmöglichkeiten sowie auch die Campingplätze weit auseinander. Yolanda leidet bei der Fahrt sehr und so tue auch ich. 
In Burns Lake entscheiden wir uns auf den Zug umzusteigen und unser Leiden zu stoppen. Wir buchen Online ein Ticket für die morgige Zugfahrt nach Prince Rupert. Während unseres Nachtessens auf dem Dorf-Campingplatz von Burns Lake gesellt sich 'Officer Jack' von der Royal Canadian Mounted Police für gut eine Stunde zu uns. 
Am nächsten Morgen suchen wir den Bahnhof in Burns Lake, den es jedoch nicht gibt. Ein Schild zeigt uns, wo wir die Taschen und die Fahrräder an die Geleise stellen müssen  Wir warten mit anderen Zugreisenden bis der Zug mit einer 1-stündigen Verspätung eintrifft. Die Zug windet sich langsam entlang hoher Gipfel, tiefer Täler und stürmischen Fjorden bis nach Prince Rupert. Wir haben uns in einem kleinen Hostel einquartiert und organisieren von dort aus die Weiterfahrt mit der Fähre nach Port Hardy auf Vancouver Island. 
Die Inside Passage ist weltbekannt für deren Schönheit. Wir geniessen die Fahrt durch die engen Wasserpassagen mit Sicht auf unberührte Natur. Regelmässig sehen wir weisse Fontänen am Horizont oder die hocherhobene Schwanzflosse vorbeischwimmender oder abtauchender Wale. Spätabends legt die Fähre in Port Hardy an und wir fahren die gut 10 Kilometer bis zu unserer Unterkunft in Downtown durch die dunklen Wälder Vancouver Islands. 
Es dauert lange, bis Yolanda und ich zur richtigen Lösung finden. Wir möchten für einige Tage in der Wildnis Nord Vancouvers wandern. Für den North Coast Trail der 5 bis 7 Tage dauert sind wir nicht gut genug ausgerüstet. Der Cape Scott Trail wäre zwar ideal, doch kostet die Hin- und Rückfahrt mit einem Bus bis zum Start des Trails für uns beide $300 - eindeutig zu viel!! Doch Anna, die Chefin des Hostels in dem wir bleiben, hat die Lösung... Autostopp!  
So stehen wir also, voll bepackt mit Zelt, Material und Esswaren für 4 Tage, morgens um 9 Uhr an der Abzweigung Richtung Holberg und warten eine Stunde, bis uns jemand an den Start des Trails mitnimmt. Der Cape Scott Trail führt während 18 Kilometer auf gut ausgebauten Wegen durch den Regenwald Vancouver Islands. Am Ende der Wanderung wartet ein 'fast' unberührter Sandstrand - Nels Bight - auf uns. In unseren Hinterköpfen schweben drohend die Warnungen vor WölfenBären und Panter die hier Leben und so reden wir viel und laut, um uns rechtzeitig anzukündigen. Am Ende eines guten Tages stellen wir unser Zelt zwischen gestrandetem Schwemmholz direkt am Strand auf, verstauen unser Essen jeweils in sicheren 'Bear Caches' und müssen 'frisches' Wasser aus einem Bach filtern. Der ständige Nebel hängt tief in der Bucht und verleiht diesem Ort etwas Mystisches (und Feuchtes). Am folgenden Tag wander wir zum Leuchtturm (leider aussichtslos) und treffen dort auf Bob aus Squamish und Lorence und Louisa, ausgewanderte Holländer, die uns auch die nächsten Tage etwas begleiten werden.
Heute feiern wir auch unseren 2. Hochzeitstag - aber wir hätten ihn beinahe beide vergessen, ups!
Am 3. Tag verlegen wir unser Zelt an einen anderen Strand, der eigentlich nur bei Ebbe zugänglich ist. Wir treffen natürlich bei Flut ein und so bleibt uns der mühsame Umweg über die 'Klippen' nicht erspart. Nach einer kurzen Kletterpartie gelangen wir auf den Strand und ausser Bob, Lorence und Louisa ist niemand gegenwärtig. Am Abend sitzen wir alle gemeinsam um ein grosses Feuer am Strand und wärmen uns ein wenig auf. Die Wanderung zurück zum Parkplatz am letzten Tag ist kurz und einfach. Wir, das heisst Bob, Yolanda und ich finden nach kurzer Zeit eine Mitfahrgelegenheit nach Holberg, wo anscheinend die besten 'Fish and Chips' in einem Pub serviert werden (es sind die besten)! Nach der verdienten Stärkung warten wir nur wenige Minuten, bis uns Dan dann nach Port Hardy mitnimmt. Müde aber zufrieden quartieren wir uns wieder im Hostel in Port Hardy ein.

Stephan und meine Eltern sehen uns beim Verlassen des Bahnhofes Winnipeg zu

Fast endlose Zugfahrt, fast endlose Rapsfelder

Zeit zum Lesen

Kurz vor Jasper


Ankunft in Jasper, mit Sack und Pack


Poutine: Pommes mit Sauce, Wurst und Käse gemischt

Wapitihirsche umlagern unser Zelt

Aussicht vom Wistler-Mountain Richtung Jasper

Ein feines Znacht auf dem Feuer

Etwas Abkühlung kann nicht schaden

Yolanda steht Kopf; 12'750 gefahrene Kilometer

Yolanda ist am Rätseln 


die Zugfahrt nach Prince Rupert ist spannend

der erste Blick auf den Pazifik 

Frühmorgens verlässt die Fähre Prince Rupert

auf der Faehre nach Port Hardy

der Nebel hängt tief in Prince Rupert

doch während der Fahrt wird es sonnig

per Anhalter an den Start des Trails

Stufen sind in riesige Bäume geschnitten 

Inmitten des Regenwalds, der Cape Scott Trail führt uns quer hindurch 

'alleine' am Strand

@ Edi: This clam is a litte bit bigger than the one I tried at your place!

das Feuer trocknet uns gegen die Feuchtigkeit aus dem Dauernebel

eine kurze Rast im kühlen Nass

ganz alleine am Strand

dieser Strand ist nur bei Ebbe über der Strand zugänglich