Samstag, 16. Februar 2013

Nach, in und um Puerto Natales

Mit vollen Packtaschen sind wir von El Calafate Richtung Puerto Natales aufgebrochen. Wir rechnen für die Fahrt mit ca. 3 bis 4 Tagen wobei es in Tapi Aike, etwa in der Mitte der Strecke, eine Verpflegungsmoeglichkeit geben soll.
Dies zumindest berichten die Fahrradfahrer, die uns entgegenfahren oder uns überholen. Wir treffen auf viele Fahrradfahrer von überall her (Belgien, China, Chile, Tschechien, Schweiz, Italien, Frankreich, Kanada und Österreich) so viele wie noch nie auf unserer Reise und wir fragen uns ernsthaft, was wir alle hier in Patagonien suchen - eine gemütliche und einfache Fahrradfahrt ist es sicher nicht.
Mit Rueckenwind und später etwas leichtem Gegenwind geht es gut voran und wir schaffen es bis zur Kreuzung wo wir uns entscheiden müssen - 70 km Schotterpiste oder 160 km asphaltierte Strasse über Esperanza. Wir entscheiden uns für den direkten Weg, was man eigentlich in Patagonien immer tun sollte und fahren die letzten 10 Kilometer dieses Tages auf der Schotterpiste weiter.
Schon von weitem erkennen wir einen entgegenkommenden Fahrradfahrer, welcher sich zu unserer Freude als Urs aus der Schweiz herausstellt, den wir das letzte Mal in Puerto Madryn getroffen haben. Wir quatschen eine ganze Weile, reparieren seinen defekten platten Reifen und entscheiden uns dann, gemeinsam in der Wildnis zu übernachten. Unweit der Schotterpiste schlagen wir unsere Zelte zwischen Büschen auf, essen gemeinsam und gehen dann bald schlafen. Am nächsten Morgen, nach einer windstillen Nacht, trennen sich unsere Wege wieder - Urs fährt weiter Richtung El Calafate und wir Richtung Puerto Natales.
Die teilweise doch sehr unebene, noch 60 km lange Schotterpiste nagt an unseren Kräften und sicher auch an unseren Fahrrädern. Nach gut 6 h fahrt haben wir die Schotterpiste geschafft und stehen vor der Tankstelle in Tapi Aike. Die vorausgesagte Verpflegungsmoeglichkeit entpuppt sich als einfacher Tankstellenshop - bei welchem wir wenigstens unseren Fanta-Vorrat auffüllen. Wir wollen aber noch weiterfahren, doch der auffrischende Wind stoppt uns früher als erwartet. Wieder direkt neben der Strasse stellen wir unser Zelt auf. Es soll eine schlaflose Nacht werden, denn der Wind bzw. Sturm zerrt immer wieder laut an unserem Zelt, welches aber allen Kräften Stand hält.
Müde gehts am Morgen früh los. Der Weg zur chilenischen Grenze ist hüglig und nochmals mit einer kurzen Schotterpiste versehen. Doch um die Mittageszeit stehen wir an der Grenze - noch schnell der offene Aufschnitt, Käse und Brot gegessen (darf nicht nach Chile eingeführt werden), die Paktaschen durchleuchten lassen und dann stehen wir plötzlich in Chile.
Nach Puerto Natales sind es dann nochmals 60 km, die wir nach dem Mittag noch hinter uns bringen und uns dann gegen Abend etwas erschöpft im Hostel Dos Lagunas einquartieren. 
Das Hostel erweist sich als Glückstreffer. Die Besitzer sind sehr hilfsbereit und freundlich, die Lage optimal und auch recht günstig. Wir bleiben vorerst einige Tage hier und füllen unsere erschöpften Reserven auf - Essen und Nichtstun ist angesagt, wobei mit Nichtstun Blogschreiben, Rätseln, Zeichnen und weitere Pläne schmieden gemeint ist.

Wir wollen wandern und dies im Nationalpark Torres del Paine - das bekannte W solls werden. Für 3 Nächte und vier Tage bereiten wir uns vor, kaufen Essen ein, lassen und von Alejandro, dem netten Chef unseres Hostels, in die Tücken des Parkes einführen und packen unsere mitgebrachten Rucksäcke mit Zelt, Schlafsack, Küche, Essen und einigen Kleidern.
Die Busfahrt in den Nationalpark dauert ca. 2 h und nach einer Instruktion am Eingang des Nationalparkes über das Verhalten im Park, gehts weiter. Wieder eine halbe Stunde mit dem Bus, umsteigen auf’s Schiff und wieder eine halbe Stunde bis zum Refugion Paine Grande. Kurz nach 14 Uhr gehts dann endlich los, dem Gletscher Grey entgegen. Der Rücken schmerzt schon nach einigen Kilometern, doch zu viel mitgenommen?
Im Refugio Grey schlagen wir unser Zelt auf, mit mindestens 50 anderen Zelter übernachten wir am Fusse des Gletschers und erholen uns von dem ersten Wandertag.
Am 2. Tag solls bis zum Campamento Los Cuernos gehen. Wir rechnen mit ca. 8 h Wanderzeit bis zu diesem Zeltplatz. Wir geniessen die Wanderung, führt der Weg doch in schöner Landschaft an vielen Seen vorbei. Am Abend gelangen wir dann in den komplett ueberfuellten Zeltplatz. Überall entdecken wir Zelte zwischen den huefthohen Büschen und zwischen den Bäumen. Auch wir machen uns auf die Suche nach einem passenden Platz für uns und finden auch einen sehr guten - etwas abgelegen und flach. Die Sanitäteranlagen sind jedoch restlos ueberfuellt. 2 Toiletten und 2 Duschen für mehr als 100 Personen reichen einfach nicht aus und nachdem dann eine Toilette voll und die andere auch ist, finden wir die 16’000 Pesos (ca. Fr. 32) Platzgebühr für nicht gerechtfertigt.
Am 3. Tag regnet es und wird deutlich kühler. Wir sind gut ausgerüstet und kommen gut voran, sodass wir unser letztes Ziel, das Campamento Chileno bereits um 16 Uhr erreichen. Doch auch hier ist der Zeltplatz bereits voll und wir suchen uns wieder einmal einen besonders guten und abgelegenen Platz aus. Doch einige Wanderfreunde haben weniger Glück, sodass wir am Abend teilweise fragwürdige Bilder zu Gesicht bekommen - triefend nasse Zelte in knöcheltiefen Wasserlachen, total durchnässte und vor Kälte zitternde Personen und kaum Platz im Trocknen. Wir fragen uns etwas besorgt, wie diese Wanderer die Nacht überstehen werden, da die Temperaturen merklich gesunken sind.

Am Morgen erwachen wir bei kalten Temperaturen und die Berge sind mit frischem Schnee bedeckt. Auch wir können über Nacht nicht alles trocken halten, haben aber noch einige trockene Kleider dabei. Die drei Torres können wir leider nicht bewundern, stecken diese doch in dicken Wolken. Wir wandern zum Hotel Las Torres und wärmen uns in der luxuriösen Bar auf, bevor wir dann den Rückweg nach Puerto Natales mit Bussen angehen.
Leider bleibt vom Nationalpark Torres del Paine ein etwas fader Nachgeschmack übrig. Die Zeltplätze sind einfach viel zu teuer und bieten keinen entsprechenden Gegenwert - und trotzdem sind sie permanent überbesetzt. 


Wir sind uns einig - lasst Torres del Paine aus und wandert dafür in El Chalten, dort ist es günstiger, schöner und einfacher - und landschaftlich ebenbürtig.



gemuetliches Abendessen mit Urs im Nirgendwo

Puerto Natales

Wanderung im Torres del Paine

Gletscher Grey


Verbrannter Wald im Nationalpark

heikle Passage fuer nicht schwindelfreie

Feinschmeckermenue: Teigwaren mit Erbsen an Tomatensauce 

Zeltlager in den Bergen 

Energiezufuhr in Puerto Natales

Schotterpiste im Nirgendwo
Nahe der chilenischen Grenze

Dienstag, 5. Februar 2013

El Chalten und weiter nach El Calafate

El Chalten ist einzigartig in Argentinien, wenn nicht auf der ganzen Welt. Dieses kleine Dörfchen am Fusse des Fitz Roys zeichnet sich durch aussergewoehnlich viele und gute Restaurants aus. Diese Restaurants sind wirklich winzig, dafür ist das Essen umso besser. So konnten wir endlich unsere angeschlagene Verdauung  auskurieren. In El Chalten tragen die Menschen ausschliesslich farbige Goretex Kleidung, Wanderschuhen und Rucksäcken; unkompliziert und gemütlich. Hier konnten wir uns auch wieder einmal mit anderen Touristen und Fahrradfahrern austauschen. Wir haben Sandra & Ruedi auf dem Camping angetroffen, die für ein Jahr Zentral- und Südamerika, sowie Australien und Asien bereisen möchten. Etwa rund ein Duzend Fahrradfahrer sind in El Chalten abgestiegen, die den anstrengenden Weg von Chile hinter sich haben.
Wir haben uns an 2 Tagen beim Wandern der vielen guten Wanderwege versucht und gestaunt über die steilen und schneebedeckten Berggipfel (als kleiner Ersatz für die fehlenden Skiferien mit s'Lueschers).
Zudem konnten wir uns hier auf die nächste Etappe (vor allem mental) vorbereiten, die nach El Calafate führen sollte.

Wir haben uns schon lange ausgemalt, wie wir mit Rueckenwind aus El Chalten schiessen und die 90 Kilometer bis zur Route 40 in wenigen Stunden hinter uns bringen würden. Und so war es dann auch; es dauerte 3.5 h für die ersten 90 Kilometer. Der Wind war an diesem Tag auf unserer Seite und so schafften wir 137 km in rund 6 Stunden.

Nach einer erholsamen Nacht im Windschatten einer Böschung in der patagonischen Wildins sind wir dann zur 2. Etappe aufgebrochen. Noch mit freundlichem Rueckenwind am Morgen konnten wir einige Kilometer hinter uns bringen. Doch plötzlich überraschte uns der patagonische Wind wieder einmal mehr. Der Seitenwind wurde plötzlich extrem stark, sodass Fahrradfahren nicht mehr möglich wurde. Selbst das Schieben unserer Fahrräder war kaum noch möglich. Ich musste mich noch nie in meinem Leben so gegen den Wind stemmen um vorwärts zu kommen. Yolanda musste entsprechend härter gegen den Wind ankämpfen. Er zwang sie sogar dazu, ihr Fahrrad auf den Boden zu legen. So kämpften wir uns noch 5 Kilometer weiter, bis zur Strassenkreuzung nach El Calafate. Der Weg nach El Calafate führte jedoch direkt gegen den Wind (unmöglich mit dem Fahrrad), sodass wir uns zusammen mit einem Japaner entschieden, am Strassenrand auf Hilfe zu warten.

Die Hilfe kam schon bald. Eine Ambulanz stoppte neben uns und der freundliche Fahrer forderte uns auf, alle 3 Fahrräder und unser Gepäck hinten zu verstauen. Yolanda und ich setzten uns neben den Fahrer (der Japaner fand Hinten noch Platz zwischen Fahrräder und Gepäck) und konnten schon bald die zügige Fahrt gegen den Wind mit offeriertem Mate bis nach El Calafte geniessen.

Auch an diesem Tag zeigte sich wieder einmal - Fahrradfahren in Patagonien ist nicht berechenbar.

Zeltplatz in El Chalten

7250 km 

Yolanda präsentiert Fitz Roy und Torre de Cerro

Imposant

das ist auch imposant

Windiges Warten auf Hilfe