Freitag, 19. Juli 2013

1-Jahr-mit-dem-Fahrrad-unterwegs-sein Feier in Winnipeg

Ein ganzes Jahr sind wir nun unterwegs, ganze 365 Tage bereisten wir nun die Welt mit unseren Fahrrädern. Teile von Europa, Amerika, Argentinien, Chile und Kanada haben wir bereits beradelt und doch haben wir erst einen kleinen Teil der Welt gesehen. Es war ein ausserordentliches Jahr, spannend und abwechslungsreich wie vermutlich kein anderes bevor. Wir schätzen das einfache Leben im Zelt, geniessen die vielen Tage in der Natur und haben deren Kräfte kennen und respektieren gelernt. Obwohl wir mit wenig unterwegs sind, haben wir dennoch immer zuviel dabei.

Nicht nur neue Länder, sondern auch viele viele gute Menschen haben wir auf unserer Fahrt kennengelernt. Menschen die uns ans Herz gewachsen und gute Freunde geworden sind. Wir durften immer wieder besonders herzliche Gastfreundschaft kennen lernen, die wir bis anhin so nicht gekannt haben, an die wir mit tiefster Dankbarkeit denken und uns für immer geprägt haben.

Yolanda und ich sind seit 365 Tagen wortwörtlich unzertrennlich unterwegs. Wir stehen am Morgen gemeinsam auf und gehen am Abend gemeinsam zu Bett. Wir erleben Hochs und Tiefs gemeinsam, kurbeln gemeinsam Tausende von Kilometer mit unseren Fahrrädern, diskutieren gemeinsam, kochen gemeinsam, zelten gemeinsam, treffen Entscheidungen gemeinsam und wir träumen gemeinsam - wir leben gemeinsam unser eigens Leben. Ich bewundere und schätze Yolanda für ihre Kraft und Ausdauer, nicht nur beim Unterwegs sein sonder auch beim Zusammenleben mit mir. Ich mag unser jetziges Leben, ich mag Yolandas Nähe, ihre stetige Präsenz und ich liebe sie.

Auch wenn wir unsere Freunde und Familien von Zuhause vermissen und oft an sie denken, so ist der Ruf der weiten Welt noch etwas stärker. Es gibt noch viel zu entdecken und noch viele Freunde auf dieser Welt zu besuchen. Es ist einfach noch nicht Zeit um heimzukehren.

Wir geniessen hier in Winnipeg einige fahrradfreie Tage zusammen mit meiner Familie, üben uns im Golfen, loten den Pool von Stephan aus, lesen, entspannen, lassen uns von Mutters deftiger Küche verwöhnen und werden dicker. Es ist schön nach so langer Zeit wieder einmal die ganze Familie zusammen zu haben. So feiern wir auch unseren 1. Geburtstag auf Reisen mit Pizza und Hamburgern - so Richtig kanadisch im Kreise der Familie.

Doch schon bald geht es wieder weiter. Wir steigen temporär auf den Zug um und fahren nach Jasper - eine mehrtägige Kanufahrt steht auf meiner Wunschliste.

Downtown Winnipeg

Rast nach einer kurzen Wanderung


Familie Mathys

Familie Mathys beim Raclette-Essen

Strandidylle am Lake Winnipeg

Wanderung

1-Jahr-unterwegs-sein-Essen

Freitag, 12. Juli 2013

Coasting to Winnipeg (oder auch nicht)

In Fargo treffen wir wieder auf Sarah und Kyle, die sich in den letzten Tagen keine Pause auf dem Fahrrad gegönnt haben um uns nochmals zu sehen.  Und wir feiern unser letztes Zusammentreffen mit einem aussergewöhnlich guten Essen im HoDo. Das HoDo ist das womöglich exquisiteste Restaurant im Umkreis von 1'000 km (und sicher auch teuerste). Sarah und Kyle haben auf ihrer Fahrt einen Gutschein für zwei 5-Gänge-Probe-Menue zum Preis von einem erhalten. So besuchen wir zu viert das Restaurant und teilen, Sarah und Yolanda ein vegetarisches, Kyle und ich ein Fleisch-Menue. Es ist alles dabei und so fantasievoll zusammengesetzt, dass uns die Namen der verschiedenen Gänge entfallen sind, der Geschmack hingegen nicht. Wir geniessen jeden Bissen und untertreiben nicht, wenn wir behaupten, dass wir nirgends so gut gegessen haben wie hier.
So verbinden wir nun mit Fargo nicht nur ein aussergewöhnliches Downtown- sondern auch ein ganz besonderes kulinarisches Erlebnis.

Gut gestärkt, ausgeruht und voller Tatendrang haben wir die letzte Etappe nach Winnipeg unters Rad genommen. Mit uns gut gesinntem Rückenwind und dem Gefühl des Bergabfahrens schiessen wir mit unseren Fahrrädern Richtung Norden durch die weiten Flächen des Red River Valleys. So erreichen wir nach 6 Stunden das 140 km entfernt gelegene Grand Forks und flüchten vor den nahenden schwarzen Gewitterwolken in ein gutes Hotel. Auch am nächsten Reisetag ist uns der Wind gut gesinnt und wir fahren mit mehr als 30 km/h auf der schnurgeraden, am Horizont im Nichts verschwindenden Strasse. Auch an diesem Tag legen wir die 100 Kilometer in Rekordzeit zurück. Wir geniessen nun endlich das Coasting (das Dahinrollen) bei bestem Wetter und heissen Temperaturen. Obschon wir noch einige Kilometer hinter uns hätten bringen können, entscheiden wir uns 30 Kilometer vor der Grenze zu übernachten.

Am nächsten Morgen erwachen wir und der Traum ist aus, der Wind hat gedreht und weht uns direkt entgegen - fertig ist es mit dem geniesserischen Fahren. Wir strampeln mit knapp 15 km/h gegen den Wind und sind bereits nach 10 km ziemlich erschöpft. Der eingezeichnete Grenzübergang auf der Karte, bei welchem wir nach Kanada einreisen wollten, ist geschlossen - schon seit einigen Jahren, erfahren wir. So bleibt uns nur die Möglichkeit auf die Interstate auszuweichen und das allgemeine Fahrradfahrverbot zu ignorieren. Wir treffen auf einen Beamten der amerikanischen 'Boarder'-Kontroll der uns freundlicherweise anbietet uns auf der Interstate zu eskortieren. Es seien nur wenige Kilometer bis zur Grenze und sein Büro sei sowieso bei der Grenze und so fährt er freundlicherweise mit Blaulicht auf der Interstate hinter uns her. In der Zwischenzeit hat der Wind zugelegt und es Regnet -  Kanada will uns nicht, so scheint es auf jeden Fall.

Doch der Zollbeamte lässt uns nach genauer Kontrolle gewähren und wir sind in Kanada, das 2. Mal auf unserer Reise. Die Strasse Nr. 75 hat in den letzten Jahren gelitten und so leiden wir mit. Grosse Risse auf dem Seitenstreifen lassen uns und unsere Fahrräder regelmaessig zittern. Als plötzlich der einigermassen sichere Seitenstreifen endet bleibt uns nichts anderes übrig als auf der Fahrbahn zu fahren. Es ist unglaublich ermüdend, der Wind, der Lärm der Lastwagen, die schlechten Strassen und die uns im Nacken sitzende Unsicherheit. Wir fahren an diesem Tag gesamthaft 80 Kilometer und sind total erschöpft. Morgen sind nochmals 80 Kilometer zurückzulegen und dann sind wir in Winnipeg. Der letzte Tag ist nochmals windig, etwas regnerisch. Die Route in Winnipeg führt auf guten Fahrradtrails bis kurz vor unserem Ziel - dem Daheim meines Bruders und seiner Familie.

Und nun geniessen wir einige Tage bei meinem Bruder zusammen mit meinen angereisten Eltern.

Himmel - fast so weit das Auge reicht

12'500 km

ein Gewitter auf unseren Fersen

in Kontakt mit der Schweiz

Regen im Anzug

endlich in Winnipeg

Donnerstag, 4. Juli 2013

Yolanda ist auf der Suche nach...

Die letzten Wochen radelten wir quer durch die Staaten Wisconsin und Minnesota und sind nun in North Dakota angelangt - in Fargo genauer genommen.

Nach Meinung verschiedenster Amerikaner handelt es sich hierbei um eine der langweiligsten Stadt Amerikas. Ed aus Boston versichert uns am Telefon "They are so boring!" und mein Bruder kann sich ebenfalls nicht vorstellen, mehrere Tage dort zu verbringen. Aber genau das tun wir. Wir bleiben 4 Nächte hier und feiern den "4th of July", schlendern durch die kleine aber feine Downtown, erledigen das zu Erledigende und geniessen gutes Essen (kein Fastfood) hier. Und wir finden es hier weniger langweilig als in so manch anderen Städten in denen wir übernachtet haben.

Wir haben auf unserer Tour den Mississippi überquert, den Old Man River, und die eigentliche Grenze zum Westen Amerikas. Gross ist dieser Strom schon im Oberlauf und die Vorstellung welche Wassermassen nach weiteren rund 3000 km in den Golf von Mexiko münden unvorstellbar. Mich überkommt während dem Radeln die Idee, diesen grossen Strom von Nord nach Süd mit einem Boot zu befahren. Was für ein Abenteuer das wohl sein muss, sich langsam vom Wasser mitnehmen zu lassen und dabei quer durch Amerika zu reisen. Yolanda lässt sich so ohne weiteres aber nicht von meiner Fantasie mitziehen und so radeln wir noch heute... ;-)

Die Route, die wir fahren, ist uns vorgegeben, glücklicherweise. Denn in diesem schematisch angelegten, quadratischen Strassen-Wirrwarr gibt es viele Kiesstrassen, die nur aufgrund einer Karte nicht zu lokalisieren wären. So führt uns die Route vorwiegend auf asphaltierten Nebenstrassen sicher von Dorf zu Dorf, welche so klein sind, dass sie nicht einmal auf Google-Maps zu finden sind. Dabei stelle ich mir im Abstand von 2 bis 10 Metern immer wieder die gleiche Frage: "Weshalb ist der Strassenbelag hier schon wieder so stark gerissen?" Es ist bedenklich wie heftig die Stösse sind, die durch uns und unsere Fahrräder schlagen.

Wir geniessen es aber in diesen unverfälschten Orten zu übernachten und dabei immer wieder auf interessierte Leute zu treffen. Es gibt kaum einen Halt bei dem wir nicht von Leuten angesprochen werden. Viele sind interessiert nach dem Wohin, Woher, Womit und Weshalb. Manche teilen ihre Geschichte aber ebenfalls gerne mit uns. Wir treffen Mary, die mit ihrem Mann, viele tausende Kilometer auf einem dreirädrigen Liegetandem gefahren ist oder ein Herr, der in seiner Jugend mit dem Rad Amerika umrundet hat. Ein Besitzer eines Campingplatzes verzichtet auf die $30 Gebühr (stolzer Preis!) nachdem er erfährt, dass wir mit dem Fahrrad angereist sind.

Aber eigentlich sind wir, inbesondere Yolanda, auf der Suche nach dem Flachen. Seit wir vor rund 7 Wochen in Boston gestartet sind, wurde uns immer wieder versprochen, im Westen wird das Land so flach, da siehst du deinen seit 3 Tagen entlaufenen Hund immer noch am Horizont stehen.
Aber denkste... bis wenige Kilometer vor Fargo nichts von flach. Yolanda wollte schon fast wieder umkehren ;-)
Immer wieder hoch um dann oben wieder den nächsten Hügel in der Ferne und das tiefe Tal dazwischen zu sehen. Vor einigen Wochen fand das ganze auf und ab noch im Wald statt, nun aber in weitsichtigem Farmland. Aber jetzt sind wir wirklich grosser Hoffnung, dass wir auf der rund 350 km langen Fahrt zwischen Fargo und Winnipeg auf die so ersehnte Fläche stossen werden.

voll in Fahrt
12'000 km

12'250 km

Bei Temperaturen ueber 30 Grad erfrischende Abkuehlung 

Pelikane (die weissen Punkte im See)

Campingidylle

Picnic am Mississippi

ein herzhaftes Fruestueck

So haben wir es gern

Yolanda die Retterin der Schildkroeten

Skigebiet - etwas klein fuer Schweizer Verhaeltnisse

Amerikanische Farm

erkennt ihr den Huegel