Freitag, 11. Oktober 2013

Quebec und New Brunswick

Ach, wie ich die Zeit in Quebec vermisse. Wie schön waren doch die Tage, als wir noch am Sankt Lorenz Strom entlang radelten, überall eine vernünftige Bleibe für die Nacht fanden und uns in kleinen und guten Cafes verwöhnen lassen konnten.

Wir haben die Vorzeichen zu wenig ernst genommen. Das erste Mal passierte es uns in Mont-Joli, einer doch respektablen Stadt in Quebec. Naiv wie wir sind, steuerten wir die Touristeninformation an und fragten die nette Dame wo wir denn hier übernachten könnten. Ihre Antwort klingt immer noch in meinen Ohren. "Hier in Mont-Joli gibt es keine Unterkünfte!" Die nächste Unterkunft in unsere Richtung sei ein B+B etwa fünf Kilometer ausserhalb der Stadt, bergaufwärts!
Seit dieser Zeit informieren wir uns vor der Abfahrt, wo es welche Unterkünfte und zu welchem Preis gibt und seit wir in New Brunswick unterwegs sind, noch intensiver. Denn hier in New Brunswick haben nebst allen touristischen Attraktionen, auch die meisten Campingplätze und sogar manche Motels geschlossen und dies nicht etwa wegen einem 'Goverment Shutdown'.
Das elende Thema mit den Unterkünften hat heute eben den Höhepunkt erreicht. Wir wollen von Fredericton nach Saint-Stephen radeln, ca. 130 km,  und haben uns nach Unterkünften auf dem Weg informiert. Es gibt zwei, ein B+B, welches wir telefonisch oder per Mail nicht erreichen können und ein Motel, welches gar nicht mehr existiert. Also haben wir uns entschieden, Morgen die ganze Strecke an einem Tag zu fahren!
New Brunswick ist sowieso ein ganz spezieller Staat. In New Brunswick wird englisch und französisch Gesprochen und zwar je nach Lust und Laune in jedem Dorf wieder ein bisschen anders. Man erkennt den Wechsel am ehesten an den örtlichen Reklametafeln die entweder englisch oder französisch angeschrieben sind. Und die Zeit ist anders als noch in Quebec - eine Stunde vor, mussten wir die Zeit neu stellen. Und wer hier den französischen Flair sucht, findet diesen nicht. Hier ist wieder Amerikanisch in - grosse Pick-Ups, laute ATV (4-Rad Motorräder), Fastfood, keine hübschen Cafes sondern Tim Hortons und keine Gartensitzplätze bei Restaurants.

Genug gemault... die Landschaft hier ist phänomenal. Die Wälder haben in wenigen Tagen ihre Farbe gewechselt und die warme Herbstsonne, die hier seit 14 Tagen tagsüber fast ununterbrochen scheint, lässt die rot-goldenen Baumkronen kilometerweit leuchten. Es ist ein stilles Spektakel, das sich vor unseren Augen abspielt. Wir geniessen die Fahrradfahrt unter der wärmenden Sonne und umgeben von dieser Farbenpracht. Das Wetter entlohnt für so manches was wir sonst erleben auf unserer Fahrt (als Fahrradweg markierte Trails, die den Kiespisten Patagoniens in nichts nachstehen). Doch wir werden auch ab und zu gewarnt, dass Mitte Oktober der Winter hier einbrechen kann. Doch Schnee wollen wir hier doch 'noch' nicht erleben und deshalb zieht es uns schneller Richtung Süden, Richtung Main (USA).

Durch die intensive Übernachtungssuche nächtigen wir ab und zu in B+B's und sind fasziniert von den schönen und verhältnismässig günstigen Zimmern und der Freundlichkeit der Gastgeber. Eine Gastgeberin zum Beispiel nimmt uns in ihrem Auto auf eine 1-stündige Tour durch die Wälder Quebecs mit. Die Frühstücks sind oft so grosszügig, dass wir nicht immer alles zu essen vermögen. Ich geniesse diesen positiven Nebeneffekt, der uns die mühselige Suche eben auch bringt.

In vier Wochen ist es bereits so weit. Und deswegen beschäftigt uns unsere Heimkehr in die Schweiz mehr, als wir vermutet hätten - wie wollen wir leben, wo wollen wir leben und was wollen wir tun? Wir haben in den letzten Wochen einige Kommentare zu unserer Heimkehr erhalten, darunter auch solche, die meinen, "Ihr kommt schon nach Hause?" Und dann erwischen wir uns mit dem Gedanken, die Reise doch noch etwas weiterzuführen. Aber das geht nicht mehr, denn wir haben bereits einen Besuch im Europapark gebucht - cool nicht!?!

Unsere Reise wird trotzdem Mitte November nicht enden, denn wir werden vermutlich noch eine Weile brauchen, bis wir Zuhause angelangt sind!

Pointe-au-Père's Lighthouse, in der Nähe von Rimouski

Unterwegs durch die Wälder Quebecs 

Ausfahrt mit unserer Gastgeberin und intensiver Facebook-Userin

Kirche von Sainte-Florence

Grenzfluss zwischen Quebec und New Brunswick - 14'500km

Farbenpracht

'Veloweg' in New Brunswick 

Übernachtung im B+B, immer etwas Spezielles

14'750km 

15'000 gefahrene Kilometer!

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