Freitag, 12. Juli 2013

Coasting to Winnipeg (oder auch nicht)

In Fargo treffen wir wieder auf Sarah und Kyle, die sich in den letzten Tagen keine Pause auf dem Fahrrad gegönnt haben um uns nochmals zu sehen.  Und wir feiern unser letztes Zusammentreffen mit einem aussergewöhnlich guten Essen im HoDo. Das HoDo ist das womöglich exquisiteste Restaurant im Umkreis von 1'000 km (und sicher auch teuerste). Sarah und Kyle haben auf ihrer Fahrt einen Gutschein für zwei 5-Gänge-Probe-Menue zum Preis von einem erhalten. So besuchen wir zu viert das Restaurant und teilen, Sarah und Yolanda ein vegetarisches, Kyle und ich ein Fleisch-Menue. Es ist alles dabei und so fantasievoll zusammengesetzt, dass uns die Namen der verschiedenen Gänge entfallen sind, der Geschmack hingegen nicht. Wir geniessen jeden Bissen und untertreiben nicht, wenn wir behaupten, dass wir nirgends so gut gegessen haben wie hier.
So verbinden wir nun mit Fargo nicht nur ein aussergewöhnliches Downtown- sondern auch ein ganz besonderes kulinarisches Erlebnis.

Gut gestärkt, ausgeruht und voller Tatendrang haben wir die letzte Etappe nach Winnipeg unters Rad genommen. Mit uns gut gesinntem Rückenwind und dem Gefühl des Bergabfahrens schiessen wir mit unseren Fahrrädern Richtung Norden durch die weiten Flächen des Red River Valleys. So erreichen wir nach 6 Stunden das 140 km entfernt gelegene Grand Forks und flüchten vor den nahenden schwarzen Gewitterwolken in ein gutes Hotel. Auch am nächsten Reisetag ist uns der Wind gut gesinnt und wir fahren mit mehr als 30 km/h auf der schnurgeraden, am Horizont im Nichts verschwindenden Strasse. Auch an diesem Tag legen wir die 100 Kilometer in Rekordzeit zurück. Wir geniessen nun endlich das Coasting (das Dahinrollen) bei bestem Wetter und heissen Temperaturen. Obschon wir noch einige Kilometer hinter uns hätten bringen können, entscheiden wir uns 30 Kilometer vor der Grenze zu übernachten.

Am nächsten Morgen erwachen wir und der Traum ist aus, der Wind hat gedreht und weht uns direkt entgegen - fertig ist es mit dem geniesserischen Fahren. Wir strampeln mit knapp 15 km/h gegen den Wind und sind bereits nach 10 km ziemlich erschöpft. Der eingezeichnete Grenzübergang auf der Karte, bei welchem wir nach Kanada einreisen wollten, ist geschlossen - schon seit einigen Jahren, erfahren wir. So bleibt uns nur die Möglichkeit auf die Interstate auszuweichen und das allgemeine Fahrradfahrverbot zu ignorieren. Wir treffen auf einen Beamten der amerikanischen 'Boarder'-Kontroll der uns freundlicherweise anbietet uns auf der Interstate zu eskortieren. Es seien nur wenige Kilometer bis zur Grenze und sein Büro sei sowieso bei der Grenze und so fährt er freundlicherweise mit Blaulicht auf der Interstate hinter uns her. In der Zwischenzeit hat der Wind zugelegt und es Regnet -  Kanada will uns nicht, so scheint es auf jeden Fall.

Doch der Zollbeamte lässt uns nach genauer Kontrolle gewähren und wir sind in Kanada, das 2. Mal auf unserer Reise. Die Strasse Nr. 75 hat in den letzten Jahren gelitten und so leiden wir mit. Grosse Risse auf dem Seitenstreifen lassen uns und unsere Fahrräder regelmaessig zittern. Als plötzlich der einigermassen sichere Seitenstreifen endet bleibt uns nichts anderes übrig als auf der Fahrbahn zu fahren. Es ist unglaublich ermüdend, der Wind, der Lärm der Lastwagen, die schlechten Strassen und die uns im Nacken sitzende Unsicherheit. Wir fahren an diesem Tag gesamthaft 80 Kilometer und sind total erschöpft. Morgen sind nochmals 80 Kilometer zurückzulegen und dann sind wir in Winnipeg. Der letzte Tag ist nochmals windig, etwas regnerisch. Die Route in Winnipeg führt auf guten Fahrradtrails bis kurz vor unserem Ziel - dem Daheim meines Bruders und seiner Familie.

Und nun geniessen wir einige Tage bei meinem Bruder zusammen mit meinen angereisten Eltern.

Himmel - fast so weit das Auge reicht

12'500 km

ein Gewitter auf unseren Fersen

in Kontakt mit der Schweiz

Regen im Anzug

endlich in Winnipeg

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